· 

Ina Krüger-Oesert: Die Schulung des Pferdes an der Hand Der spanische Schritt III

Es können bei der Entwicklung des spanischen Schrittes immer mal wieder Probleme auftreten, deren Beseitigung mit der richtigen Idee jedoch oftmals nicht schwierig ist.

 

Manche Pferde heben zwar gehorsam ihre Vorderbeine wechselseitig auf Kommando an, strecken sie jedoch nicht nach vorne, sondern winkeln sie vielmehr an oder stampfen damit auf. Hier ist das erste Gebot, die Bewegung im Moment des Abfußens nach vorn herauszulassen, so dass das Pferd mit dem antouchierten Bein einen Vorwärtsschritt macht. Die Gerte sollte so eingesetzt werden, dass sie das Vorderbein gedanklich „nach vorne herauswinkt“ Man könnte auch sagen, das Bein soll der Gerte auf ihrem Weg nach vorne folgen. 

Eine weitere Möglichkeit ist es, das Pferdebein nach der Touchierhilfe selbst vorsichtig aufzunehmen und sanft nach vorne zu dehnen, ähnlich wie der Schmied, der den Vorderhuf zum Raspeln auf den Bock stellt. Es gibt Pferde, die dabei dazu neigen, sich zurückzuwerfen, also bitte behutsam sein und keine starke Dehnung nach vorn erzwingen. Danach das Bein absetzen und das Pferd loben. Auf die Art kann einem Pferd gezeigt werden, welchen Weg das Vorderbein nehmen soll. 

Manches Pferd, vom Gemüt her meist eher bedächtig, hebt das Bein gaaaanz langsam an und streckt es im Zeitlupentempo nach vorne, um es dort zu halten. Im Stehen sieht das sehr schön aus und kann als „spanischer Gruß“ eine eigenständige Lektion sein. Der spanische Gruß ist bestens geeignet für die Kombination mit anderen Lektionen. Wenn das Pferd gelernt hat, sich hinzusetzen oder sich mit den Vorderbeinen auf ein Podest zu stellen und man es dann den spanischen Gruß machen lässt, sind die „Standing Ovations“ vom Publikum garantiert.  

Um jedoch bei diesen Pferden den spanischen Schritt flüssiger zu gestalten, hat es sich bewährt, vorerst immer nur ein Bein strecken zu lassen und mit dem anderen einen normalen Schritt zu machen. Also beispielsweise rechts hoch – links vor, rechts hoch - links vor, usw. 

Dieses Verfahren, so asymmetrisch es auch sein mag, sollte man mindestens eine lange Seite durchhalten, danach Handwechsel und dasselbe mit dem anderen Bein: links hoch – rechts vor. Dies bringt das Pferd dazu, in der Fußfolge flinker zu werden und trotzdem in der Thematik des spanischen Schrittes zu bleiben. 

Wenn diese Übung auf beiden Seiten flüssig gelingt, gehen wir über zum Beinstrecken rechts und links abwechselnd mit anschließendem fleißigen Vorwärts. Hier ist es sinnvoll sich einen Schrittrhythmus auszudenken und diesen laut vorzusagen, beispielsweise:

Rechts hoch – links hoch – eins - zwei - drei - vier - fünf - sechs – rechts hoch – links hoch – eins – zwei – drei – vier – fünf – sechs – usw. 

Wenn diese Übung keinerlei Probleme macht, gehen wir über zu vier Schritten spanischer Schritt im Wechsel mit vier normalen Schritten. Danach ist Ihr Pferd bereit für die lange Serie. Sie auch?

Dabei habe ich übrigens schon des öfteren festgestellt, dass die Pferde meist besser zählen können und den Rhythmus leichter halten können als ihre Besitzer. Ehrlich wahr! Pferde haben ein ausgeprägtes Taktgefühl. Müssen sie wohl auch haben, sonst würde es ihnen kaum gelingen, vier Beine in mehreren Gangarten zu koordinieren, oder?

In der nächsten Ausgabe erzähle ich Ihnen, wie Sie den spanischen Schritt vom Sattel aus trainieren können. Keine Bange, wenn Sie bis hierher gekommen sind, dann ist das nicht mehr allzu schwer. Als kleinen Vorgeschmack sehen Sie hier meinen P.R.E. Bento im spanischen Schritt unter dem Sattel, zu Gast in der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg.

 

Mit lieben Grüßen an Ihr Pferd

Ihre Ina Krüger-Oesert

 

Veröffentlicht im horseWOman Magazin im Jahr 2009